9.12.2020 = Welt-Anti -Korruptionstag

Mit der Systemischen Brille auf ein aktuelles Thema geschaut...

Heute am 09. Dezember 2020  ist der Welt-Anti-Korruptionstag. In Zeiten von Wirecard, politischen Machthabern und Co. Aktueller denn je...

Korruption wird definiert als „Missbrauch einer bestimmten Vertrauensstellung“. Auftreten kann sie z. B. bei Genehmigungen, Personalien und Auftragsvergaben. Der Missbrauch besteht darin, Vorteile zu erlangen, auf die kein rechtmäßiger Anspruch besteht.

Korruption findet statt. Überall. In manchen Gesellschaften mehr, in anderen weniger. Warum ist das so?

Im Systemischen Coaching sind wir es gewohnt, das ganze System in den Blick zu nehmen. Genauer: die einzelne Person, das System in dem sich diese Person befindet und die Wechselwirkung, die sich daraus ergibt. Jede Handlung jeder einzelnen Person (auch jede Nicht-Handlung) beeinflusst dieses System. Korruption kann also nicht durch eine einzelne Person entstehen, sondern immer nur in einem Gesamtsystem. Daher ist die Aussage „eine Person ist korrupt“ falsch. Das System toleriert Korruption durch die Wechselwirkung der handelnden Personen.

Ich komme an dieser Stelle auf meinen ersten Podcast zurück: https://bit.ly/37LXJRU Dieser ging um den Wahltag in den USA (vordergründig), beschäftigte sich aber im Grunde damit welche Persönlichkeiten sich in den Top-Etagen unserer Unternehmen und in der Politik tummeln. Was jetzt nach der Wahl in den USA passiert (und nicht nur dort) ist eine Unterwanderung der Demokratie. Führende Republikaner unterstützen nach wie vor Trumps Versuche, das Wahlergebnis juristisch anzufechten – obwohl es für seine, erst am Montag dieser Woche in Georgia erneut vorgebrachten Betrugsvorwürfe keinerlei Belege gibt. Stattdessen versucht er (und hat es auch schon getan) ihm loyale Gefolgsleute aus dem Gefängnis zu holen und Strafverfolgung zu verhindern. So lange er es als Präsident noch kann.

Wieso lässt das eine Partei wie die republikanische in den USA überhaupt zu?

Weil sich Systeme in der Regel so verhalten, dass sie im Gleichgewicht bleiben und die (Nicht-)Handlungen derzeit zu einer Art kurzfristigen Systemstabilisierung beitragen. Damit ein System jedoch auch langfristig stabil bleibt, muss es flexibel genug sein, um Veränderungen zu integrieren. Generell braucht es also eine Balance zwischen Veränderung und Konstanz.

Konflikte entstehen, wenn etwas dann doch aus dem Gleichgewicht gerät. Im Extremfall spaltet das eine ganze Nation, denn: Konflikte mit anderen werden meistens durch Gewinner-Verlierer-Denken oder durch ein Verharren in Entweder-oder-Kategorien aufrechterhalten.

Das heißt: Nur wenn wir bereit sind, die eigenen, einzementierten Positionen zu verlassen. Nur wenn wir bereit sind, das ganze System wieder in den Blick zu nehmen und uns zu fragen: was wäre das Beste für alle? Nur dann ist es möglich, Konflikte beizulegen und auch Korruption zu beenden. Dazu gehört Mut und ein gewisses Maß an Selbstlosigkeit. Letzteres ist den Persönlichkeitsstrukturen vieler Top-Manager und Politiker leider fremd. (Ich möchte an dieser Stelle einmal ausdrücklich betonen, dass es auch viele Menschen in der Öffentlichkeit gibt, die diese Persönlichkeitsstrukturen NICHT aufwiesen und sich in den Dienst der Gesellschaft stellen!).

Die gute Nachricht dabei ist, dass jeder Einzelne von uns durch seine Haltung und seine Handlung Systeme verändern oder zumindest seinen Beitrag dazu leisten kann.

Ein professionelles Coaching hilft dabei, eben diese Haltung zu finden und in angemessene Handlung umzusetzen.