Perfektionismus 2

Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor: Sie haben Freunde zum Essen eingeladen. Allerdings hatten Sie gerade eine harte Woche – in der Arbeit war viel los, gerade wurde ein Teil ihrer Wohnung renoviert, der Garten muss winterfest gemacht werden.

Und dann noch eine Abendgesellschaft. Man könnte jetzt etwas kochen, das schnell geht. Etwas bestellen. Die Freunde anrufen und um spontane Mithilfe bitten – jeder bringt was mit. Schließlich geht es ja darum, mal wieder einen netten Abend miteinander zu verbringen.

Wenn die Gäste dann eintreffen finden Sie folgendes Szenario vor: der Tisch ist edel gedeckt, mit Kerzen und Deko. Extravagant gefaltete Servietten. 4 Gänge Menue, denkbar aufwendig gekocht, alles selbstgemacht, Zutaten aus dem Feinkostladen vom anderen Ende der Stadt.

Mal ehrlich: für wen betreiben Sie diesen Aufwand?! Und um was geht es?!

Der Perfektionist sagt dann: ich mache das, um mich auf diese Art bei meinen Freunden zu bedanken. Aber eigentlich meint er: ich bin nur ok, wenn ich perfekt bin. Schaut her, und sagt mir, das ich das toll gemacht habe. Denn dann weiß ich, das ich ok bin.

Das hat nichts mit den Freunden zu tun, nur mit sich selbst. Und das nennt man in der Psychologie den dysfunktionalen Perfektionismus.

Getrieben sein, unentspannt zu Leben – das ist der ( hohe ) Preis dafür.